Eine Zeitreise – SeniorInnen aus dem Ostviertel und Kornelimünster unterwegs mit der Selfkantbahn

Wer mit der Bahn reist, braucht gute Nerven. Verspätungen, Zugausfälle und
plötzliche Veränderungen der Wagenreihen stehen täglich auf dem Fahrplan.
Hektisches Gerenne am Bahngleis, konzentrierter Bahnapp check und in der
Regel genervte Blicke in die Richtung, aus der der Zug kommen soll – das kommt
den meisten Menschen irgendwie bekannt vor. Sitzt man endlich drin und bleibt
nicht unterwegs auf der Strecke, saust man von A nach B wie die Zahnpasta aus
der Tube. Die Räume dazwischen bleiben meist verschwommen und kaum
erfahrbar.

Wie war das Reisen mit der Bahn eigentlich früher? Das konnten wir während
einer gemeinsamen Seniorenfahrt (Kooperation Quartiersbüro fauna e.V.,
Begegnungszentrum AWO-Ost, Vdk Aachen-Ost und Begegnungszentrum
Kornelimünster) mit der historischen Selfkantbahn am Nikolaustag erleben. Aber
erst mal rein in den modernen Bus, der uns zum Antik-Café Beek nach
Geilenkirchen brachte, wo wir zwischen gemütlichen Biedermeier Sofas an
langen, alten Holztischen zu Mittag aßen und anschließend eine kleine Zeitreise
durch die Möbelecke von Trödel Bubi unternahmen. Die Reise ging weiter in
Wagen 9, gekoppelt an eine 100 Jahre alte, schnaufende Dampflok, die uns von
Gillrath nach Schierwaldenrath brachte. Statt Handy-Fahrkartencheck „knipste“
ein Schaffner im blauen Doppelreihermantel kleine braune Fahrkarten. Er
wünschte uns vornehm gute Reise, während wir auf harten Holzbänken im Takt
der ratternden Lok hin und her wippten und ein prunkvoller Nikolaus mit Knecht
Ruprecht die Runde machte. Derweil zog die winterliche Landschaft langsam an
uns vorbei, so als hätte sie alle Zeit der Welt. Die Bäume schienen uns mit ihren
dürren Ästen im Wind zuzuwinken.

Der Zug ist eine bekannte Metapher, ein Symbol für die Lebensreise. Die
Dampflok – sie ist ein passendes Bild für die vorgerückten Jahre, in denen wir
langsam nochmal Revue passieren lassen, welche Landschaften an uns
vorbeigezogen sind, mit welchen Menschen wir in welchen Abteils unterwegs
waren, was wir dabei gefühlt, gesprochen und gedacht haben.
Wie wir hörten, haben „unsere“ SeniorInnen den langen, ereignisreichen Tag und
die kurze Zeitreise sehr genossen!

Margit Umbach

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